Da kam einmal eine kleine Angst auf die Erde mit dem Auftrag die Menschen zu besuchen, denn
sie hatte ganz viele wertvolle Botschaften für sie im Gepäck. Sie war voller Vorfreude, denn sie
wusste, dass sie eine ganz besondere Aufgabe hatte und Gott hatte nicht zufällig sie ausgewählt.
Es war eine Zeit in der die Menschen wenig von Gefühlen und schon gar nichts von
unangenehmen Gefühlen wissen wollten. Die Menschen funktionierten mehr oder weniger wie
Automaten und waren sich selbst ganz fremd geworden. Die wenigsten lebten ihr volles Potenzial
von Liebe, Kreativität und Freude. Die Erde wurde immer grauer und trauriger und Gott
entschied, dass das so nicht weitergehen konnte, denn er sorgte sich um seinen wundervollen
Planeten, dem er einst Leben gab, damit sich die Menschen selbst erfahren und in Freude darauf
leben konnten. Also schickte er die kleine Angst zur Erde, damit die Menschen lernten sich selbst
wieder zuzuwenden.
Die kleine Angst kam also
frohen Mutes in eine kleine
Stadt und machte sich sofort
an die Arbeit. Sie fing beim
ersten Menschen, den sie sah
an und ging zu ihm. „Hey du!“,
sagte sie “Ich bin deine kleine
Angst. Ich habe wichtige
Botschaften für dich, hör mich
an und dein Leben wird sich
wandeln können!“. „Was willst
du?“ fragte der Mann „ich kenn dich nicht, geh wieder weg, ich will dich nicht haben“, drehte sich
auf dem Absatz um und ließ die kleine Angst verdutzt stehen. Na sowas, wunderte sich die kleine
Angst, der war ja wirklich unhöflich zu mir, damit habe ich nicht gerechnet. Sind die Menschen
denn alle so? Und sie ging zum nächsten Menschen und zum nächsten und zum nächsten. Aber
irgendwie schienen alle zu beschäftigt zu sein, um sie zu bemerken oder hatten keine Lust sich
mit ihr zu befassen.
Das machte die kleine Angst
sehr traurig, denn so hatte sie
es sich nicht vorgestellt. Sie
dachte sie kommt auf die Erde
und könnte den Menschen ihre
wichtigen Botschaften
überbringen, die Menschen
wären dankbar und voller
Freude darüber und so könnte
sie dann zufrieden wieder nach
Hause gehen. Aber so schnell
gab sie nicht auf und sie versuchte und versuchte es erneut und erneut und erneut. Doch es war
tatsächlich alles ohne Erfolg. Sie schaffte es nicht ein einziges Mal mit einem Menschen zu
sprechen, ohne dass er sie sofort wieder wegschickte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die
Menschen sie einfach nicht sehen wollten. War sie nicht schön genug? Kam sie zum falschen
Zeitpunkt? Verschreckte sie die Menschen? Klar, war sie nicht so begehrt wie die Freude oder
das Glück, aber so schrecklich war sie doch auch wieder nicht oder etwa doch?
So ganz in Gedanken versunken lief sie umher und setze sich auf eine Parkbank. Irgendwann
traten ihr die Tränen in die Augen und sie schluchzte, weil sie gar keine Ahnung hatte, wie sie
ihren Auftrag auf der Erde zu Ende bringen sollte.
Irgendwann bemerkte sie, wie sich jemand neben sie setze. Eine zarte Gestalt mit einem sanftem
Gesicht, in einem braunen Umhang gehüllt. „Na mein Kleines“, hörte sie eine freundliche Stimme
sagen, „warum weinst du denn?“. „Ach, keiner will mich sehen und ich habe doch so eine
wichtige Botschaft für die Menschen, damit sie wieder glücklich werden und die Liebe in ihr Herz
lassen. Wenn ich es nicht schaffe, ist alles umsonst und die Menschen werden weiter unglücklich
über die Erde wandeln und vielleicht die ganze Erde mit in ihre Traurigkeit nehmen.
„Oh, in der Tat ist das eine sehr wichtige Aufgabe die du zu erledigen hast. Ich werde dir dabei
helfen, pass auf, ich gebe dir einen Rat. Wenn du das nächste Mal einen Menschen triffst, der
dich wieder wegschickt, dann atme ganz tief ein und lass dich größer werden.“ „Wie, sowas
geht?“ fragte die kleine Angst. „Ja natürlich, jedes Gefühl kann sich größer machen und je
weniger die Menschen es beachten umso größer kann er werden, damit die Menschen es durch
ihren grauen Nebel trotzdem spüren können. Das hat Gott als kleine Notfallhilfe in jeden
Menschen eingebaut.
Probiere es aus, das wird dir Spaß machen und dir helfen deine Mission zu erfüllen!“ und die
freundliche Gestalt lachte wissend.
„Ok“, sagte die kleine Angst
und nahm sich für den
nächsten Tag gleich vor es
auszuprobieren. Was hatte sie
denn schon zu verlieren?
Und so ging es schon am
nächsten Morgen los. Gleich
beim ersten Menschen den sie
traf probierte sie es aus und
machte sich schon mal in
weiser Voraussicht so richtig groß.
Und siehe da, nach dem ersten unwirschen Abwimmeln blieb der Mensch plötzlich stehen und
schaute die Angst mit immer größer werdenden Augen an. Die kleine Angst konnte kaum
glauben was da gerade passierte, aber der Mensch blickte sie tatsächlich so an, als würde er sie
das erste Mal in seinem Leben tatsächlich wahrnehmen und was noch viel besser war, als ob er
sie das erste Mal wirklich spüren würde. „Oh wow“, dachte die kleine Angst, „das funktioniert ja
tatsächlich, hihi, damit kann ich jetzt arbeiten! Jetzt habe ich endlich die Aufmerksamkeit der
Menschen und jetzt kann ich all meine wunderbaren Botschaften loswerden!“.
Und so erklärte sie dem einen Menschen, dass wenn er weiter so viel arbeite, er ziemlich bald
einsam und krank werden würde, dem anderen erklärte sie, dass er nicht immer alles perfekt
machen konnte und dass das auch gar nicht nötig sei, denn jeder Mensch ist von Geburt an
bereits Vollkommen. Dem übernächsten machte sie klar, dass ein tiefes Vertrauen genauso zu
seinem Leben gehöre wie die Luft zum Atmen und dass er nicht alles kontrollieren könne, da das
Leben nicht kontrollierbar sei, aber er immer einen Weg finden würde, wie er mit den Irrwegen
des Lebens klarkommen konnte. Dann gab es Menschen denen sie beibrachte, dass sie sich
nicht extra anstrengen müssten um geliebt zu sein, sondern dass Gott jeden von ihnen ganz
natürlich lieben würde und wieder anderen legte sie nahe ihr Leben auch mal in vollen Zügen zu
genießen und nicht immer so verbissen durchs Leben zu gehen. Die Botschaften waren allesamt
so hilfreich und wunderbar, dass sie nur so aus ihr heraussprudelten.
Ja, die kleine Angst blühte förmlich auf, als sie endlich ihre Botschaften für die Menschen
loswerden konnte und sie freute sich sehr darauf zu sehen was ihre wundervollen Geschenke
denn in der Welt so alles bewirken würden. Und sie musste auch gar nicht lange warten bis das
was sie gesät hatte auch erblühte. Die Menschen nahmen die kleine Angst ziemlich ernst als sie
sich ihnen in all ihrer Größe zeigte und viele begannen sich Gedanken über ihr Leben und über
den Zustand der Welt zu machen.
Zwar war die kleine Angst kein angenehmes Gefühl aber kein anderes Gefühl hatte diese Macht
die Menschen derart aufzurütteln. Das war die große Stärke der Angst, die Fähigkeit die
Menschen zur Einsicht zu bewegen. Das war auch Gottes Gedanke als er die kleine Angst auf
die Erde sandte, er wollte ihr zeigen was für eine enorme Kraft sie hatte. Es war ihm aufgefallen,
dass sie sich oft kleiner machte als sie war und sich versteckte, sobald sie Aufmerksamkeit
erregte. Mit diesem kleinen Auftrag lernte sie etwas über ihre eigene wahre Größe und
gleichzeitig half sie den Menschen wieder liebevoller und fürsorglicher mit sich und der Erde
umzugehen.
Und so geschah es dann auch, dass die Menschen, die die Botschaften verstanden hatten diese
auch weitergaben und sich kümmerten, dass das Leben und die Erde wieder wunderbar wurden.
Und weil es den Menschen, die die Geschenke der kleinen Angst angenommen hatten, wieder
gut ging und sie in Liebe Freude und Erfüllung zu leben begannen, verbreiteten sie die
Botschaften der Angst weiter, so dass immer mehr und mehr Menschen wieder ein erfülltes
Leben führen konnten.
Alles was existiert und auch alle Gefühle in unserem Inneren haben einen Sinn auf dieser Welt,
denn sonst würden sie nicht da sein und wenn die Waagschale in die eine Richtung ausschlägt,
dann gibt es immer ein Gegengewicht welches das Gleichgewicht der Waage wieder herstellt.
Wenn wir uns für unser Inneres öffnen und lernen liebevoll mit unseren Gefühlen umzugehen,
dann müssen sie nicht erst lauter und lauter werden, um uns ihre wertvollen Botschaften mitteilen
zu können. Wenn wir mit unseren Gefühlen verbunden sind, dann haben wir die Möglichkeit
frühzeitig und bewusst unser Leben in erfüllendere und glücklichere Bahnen zu lenken, bevor wir
uns unerfüllt und unglücklich fühlen können. Wir haben so die Möglichkeit unser Leben gemäß
unseren Wünschen und Bedürfnissen gestalten zu können.
Unsere Gefühle sind unsere Freunde, die uns helfen im Einklang mit uns selbst, durch
unser wundervolles Leben zu navigieren.
Liebste Grüße,
Maria
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